Aglientu liegt nur wenige Kilometer vom Meer entfernt inmitten einer vorwiegend granithaltigen Landschaft, die mit riesigen, majestätisch geformten Blöcken übersät ist und von grünen Tälern durchzogen wird, die zum Meer hin abfallen. Die 22 km lange Küste besteht aus Sandstränden, die von hohen Dünen oder beeindruckend hohen Klippen gesäumt werden. Obwohl die Schönheit der Strände und der Landschaft viele Touristen anzieht, ist Aglientu immer noch einer der wildesten Orte Sardiniens. Der Name des Dorfes hat eine lateinische Wurzel, die „weiß“ bedeutet und sich in vielen Ortsnamen der Region wiederfindet (Montagliu, Agliacana, Frati Agli oder Agliu). Die Anwesenheit von Menschen lässt sich bis ins frühe Neolithikum zurückverfolgen, was durch die Entdeckung zahlreicher lithischer Werkzeuge aus dieser Zeit belegt wird. Außerdem gibt es eine Reihe von Nuraghen, darunter die von Tuttusoni und Finucchjaglia, die sich größtenteils am Küstenstreifen befinden.
Während der Römerzeit wurde an der Straße von Porto Torres nach S. Teresa di Gallura auf dem Gebiet von Aglientu eine Raststätte errichtet (wo Reiter ihre Pferde gegen frische tauschten). Der Ursprung des Dorfes geht auf das Jahr 1776 zurück, als Vittorio Emanuele III. die Kirche S. Francesco d'Assisi errichten ließ. Einige Jahre später entstanden rund um die Kirche die Cucine, d. h. Gebäude, in denen an Feiertagen neben religiösen Zeremonien auch sozioökonomischer Austausch und Messen stattfanden. Um 1850 begannen die wohlhabenderen Familien, richtige Häuser zu bauen, und es entstand das erste städtische Zentrum. Aglientu war ursprünglich ein Teil von Tempio und wurde 1959 zu einer unabhängigen Gemeinde.
Ein charakteristisches Beispiel für eine Festung zur Bewachung der sardischen Küsten ist der Turm Vignola von 1606 in der Nähe des gleichnamigen Fischerortes. Der Turm steht in 25 Meter Höhe über dem Meeresspiegel auf einem seichten Granitabhang, ist 12 Meter hoch und hat die Form eines stumpfen Kegels. Von dort genießt man eine weite Aussicht aufs Meer und ins Hinterland. Im Gebiet von Aglientu sind zahlreiche Kirchen auf dem Land. Die älteste ist San Pancrazio von Ende des 17. Jahrhunderts 5 km vom Dorf entfernt. In 6 km Entfernung vom Dorf steht an der Straße nach Tempio die Kirche San Biagio, die 1967 an der Stelle eines anderen religiösen Gebäudes errichtet wurde. Im Innern befindet sich die Statue des Heiligen Biagio aus dem 15.-16. Jahrhundert, die von sardischen Künstlern aus einem einzigen Stück Birnbaumholz geschnitzt wurde. Von 1930 stammt die Kirche San Giovanna und von Ende der 30er Jahre San Silverio, die von den Fischern aus Ponza in der Nähe der Marina di Portobello, an einem abgelegenen Ort in Meeresnähe, errichtet wurde.
Hauptanziehungspunkt von Aglientu ist trotz allem die Küste, wo sich lange Sanddünen, die an Wüstenlandschaft erinnern, mit hohen Felsvorsprüngen abwechseln, wie etwa Monti Russu (90 m) in rosa Granit von rundlicher Form, der sich Richtung Golf von Asinara ausstreckt. Zu den großen Stränden zählen Lu Litarroni, Vignola, Rena Majore. Zahlreiche Feste ziehen im Sommer Tausende von Touristen von den Küsten an, wie das Fest der seadas (typische Süßspeise mit Käse und mit Honig angerichtet) am letzten Samstag im Juni, oder das Wurst- und Käsefest am 12. August. Am 25. Januar feiert man in der Landkirche San Pancrazio San Paolo di Lu Laldu, dabei werden den Gästen typische Speisen angeboten. Am 2. Februar feiert man mit einem gemeinsamen Essen das Fest San Biagio.