Im südlichsten Teil des Golfs von Oristano liegt ein malerisches Fischerdorf in äußerst geschützter Lage mit Blick auf eine weite Lagune gegenüber des Felsvorsprungs von Capo Frasca. Die typischen Häuser des Dorfes Marceddì, das zum Gebiet von Terralba gehört, erstrecken sich über Schotterstraßen bis zu einem kleinen, charakteristischen Pinienhain vor der Brackwasserlagune, die sich aus der Meeresbucht gebildet hat. Der innerste Teil der Lagune, der durch einen kleinen Damm getrennt ist, wird Weiher von San Giovanni genannt. Hier fließen die Flüsse Rio Mogoro und Rio Mannu ein, die das Wasser versüßen. Am Ufer des Dorfes befinden sich ein kleiner Hafen und die der Madonna di Bonaria geweihte Kirche, die in der zweiten Augusthälfte Schauplatz eines Festes ist, bei dem eine beeindruckende Prozession auf dem Meer zu sehen ist. Die Statue fährt an Bord eines geschmückten Fischerbootes durch die Wege des Weihers, gefolgt von anderen Booten mit Gruppen von Gläubigen. Touristen und Besucher nehmen dann an Fischmahlzeiten in den traditionellen Statzusu teil.
Die Lagune und der Weiher waren einst die antiken Anlegestellen der blühenden phönizisch-punischen Siedlung Neapolis und bieten heute Wasservögeln Lebensraum, die an den mit Seegras bewachsenen Ufern nisten: Hier kann man im Schilf auf rote Fischreiher, Blässhühner, Stockenten und Purpurhühner stoßen. Zwischen Meer, Lagune und Weiher ist die Fischerei bei weitem die wichtigste Aktivität: Lassen Sie sich die lokalen Köstlichkeiten nicht entgehen, die nahe gelegene Restaurants und der Fischtourismus bieten, wo Sie Meeresfrüchte und eine Fülle und Vielfalt von Fischen, wie Marmorbrasse, Meeräsche, Goldbrasse, Brasse, Wolfsbarsch und Meerbarbe angeboten werden.
Küste und Lagune verschmelzen mit der Archäologie in einem Teil Sardiniens, der seit jeher ein Kreuzungspunkt der Völker war. Davon zeugt die blühende Stätte von Neapolis, einst ein bedeutender mediterraner „Markt“, der von den Phöniziern gegründet und später eine karthagische Kolonie (6. Jahrhundert v. Chr.) wurde, deren Überreste noch heute zu sehen sind. Nur wenige Kilometer entfernt kann man die antike Stadt Tharros besichtigen, eine archäologische Ausgrabungsstätte, die ebenso von der Vorgeschichte wie auch der Geschichte Sardiniens erzählt.
Marceddì hat auch eine nähere, blutigere Vergangenheit zu bieten, denn es war Schauplatz von Piratenüberfällen. Der Alte Spanische Turm (16./17. Jh.) wurde zum Schutz vor Angriffen gebaut: Heute ist er einer der „Herzstücke“ der italienischen Stiftung für Denkmalpflege und Naturschutz (FAI) und wurde restauriert, um dessen Einsturz zu verhindern. In Richtung Süden kann man von der Lagune aus leicht die Costa Verde und ihre Perlen erreichen - in der Reihenfolge Pistis, Torre dei Corsari, Marina di Arbus, Piscinas und Scivu -, während im Norden die schönen Zonen des Meeresschutzgebietes der Sinis-Halbinsel zu finden sind: San Giovanni di Sinis, Maimoni, Is Arutas und Mari Ermi.