Bei Sonnenuntergang den imposanten Felsen zu bewundern, der nur wenige Meter von der Küste entfernt aus dem Meer emporragt, versetzt einen wirklich in Staunen: Das Sonnenlicht strahlt in allen Gelb- und Orangetönen von der Kalkform ab. Pan di Zucchero ist eines der imposantesten und spektakulärsten Naturdenkmäler der Insel und das Wahrzeichen der Küste um Iglesias. Diesen Name trägt er aufgrund seiner Ähnlichkeit mit dem berühmten Pão de Açúcar der Bucht von Rio de Janeiro, der bereits im 18.Jh. dessen ursprünglichen sardischen Namen Concali su Terràinu ersetzt hat. Man erreicht ihn mit Schlauchboot oder Boot von der wunderschönen Bucht von Masua, einem 2,5 km entfernt gelegenen Abschnitt der Küste um Iglesias.
Nach diesem nicht einfachen Unterfangen, die Felswände zu erreichen, können Climbingfans mit entsprechender Ausrüstung und der Unterstützung von fachlich geschulten Führern dessen 133 m erklettern: Es ist die höchste Felsklippe des Mittelmeeres. Von dessen Gipfel überschaut man die drei „kleineren Brüder“, die als S’Agusteri und Il Morto bezeichnet werden, der südlicher gelegen ist. Die vier Felsklippen von Masua sind strukturell homogen und mit einander verbunden und gehören zum Monument: Deren weiß-blaue Farbe hebt sich von der vorgelagerten violettblauen Küste ab. Sie bestehen aus chemisch fast reinem Kambrium-Kalkstein und sind infolge der Meereserosion entstanden, die auch deren Loslösung vom Festland und genauer gesagt von der Felsklippenspitze Is Cicalas bewirkt hat: Der 300 m breite Meeresabschnitt, durch den sie getrennt sind, ist oft nicht begehbar.
Pan di Zucchero ist massiv und rund in seiner Form. Aufgrund von Karstphänomenen wurde dessen (weniger als vier Hektar große) flachstufige Oberfläche durchbohrt und wurden so zwei tunnelartige Grotten gebildet. Sie sind jeweils 20 und 25 Meter lang und gehen auf das Meer. Sie sind beide von Meeresvögeln bewohnt und können mit kleinen Booten durchquert werden. Gegenüber der kleinen Insel bietet sich ein zauberhafter Anblick: Auf halber Höhe der steil abfallenden Felswand erblickt man den zum Meer führenden Bergwerktunnel von Porto Flavia. Es ist das am besten zu sehende Ende eines zukunftsweisenden Systems unterirdischer Schächte, die in einem Anfang des 20.Jh. in den Fels gehauenen Bau enden. Von hier aus wurden die Mineralien direkt auf die Handelsschiffe verladen. Am Fuße des Bergwerks liegt die Grotta del Soffione, deren Name auf die Wirkung der Wellen zurückgeht, die in deren Höhlen eindringen und wild spritzend „zurückprallen“. Seitlich der Bergwerkruinen hingegen liegt der kleine Strand von Porto Flavia: Von diesem kleinen Strand, der Ausflugsziel vieler Tauchfreunde ist, wird der Farbkontrast zwischen dem weiß-grauen Kalkfelsen des Meerriesen, dem azurblauen Meer und dem umliegenden grünen Pinienhain die Augen blenden.
Die gesamte Küste von Iglesias besticht durch ihren wilden Reiz und ihre vielfältige Landschaft. Absolut sehenswert sind Porto Paglia und Nebida, ein weiterer kleiner „Bergbau“-Ortsteil. Zwei Kilometer nördlich von Is Cicalas stößt man auf den Canal Grande von Nebida: Es ist ein langes, schmales Tal, das von einem Wildbach durchquert wird, der in einer wunderschönen fjordartigen Bucht ins Meer mündet, die ein kleiner Strand und eine Reihe von Grotten prägen: Am Fuß der Felsklippe liegt die Grotta di Canal Grande, ein 150 m langer, vom Meer ausgehöhlter Tunnel, der das Vorgebirge knapp unter der Wasseroberfläche von der einen zur anderen Seite durchquert. Unter der nördlichen Wand offenbart sich die Grotta delle Spigole. Noch weiter im Norden stechen die Buchten des Hafens von Sciusciau und die wunderschöne Bucht Cala Domestica im Gebiet von Buggerru ins Auge. Den Canal Grande kann man auch auf dem Landweg von Masua aus besuchen: Eine Wanderung auf den Spuren der Bergarbeit. Der Küstenstreifen und allgemeiner das Leben des Iglesiente sind stark von der Bergbautätigkeit geprägt. Gegen Ende des 19.Jh. erlebte das Bergwerk von Masua eine Blütezeit, heute ist der Komplex, der auf verschiedenen Ebenen Wohnungen, eine Schule, ein Krankenhaus, eine Kirche und Labors umfasste, ein Geisterdorf. Es ist eine Etappe des Bergwerkpfades Santa Barbara und Teil des geologisch- bergbaulichen Parks von Sardinien, der von der UNESCO als Kulturwelterbe anerkannt ist.