Auf einer Insel uralter Vulkane, war der Montiferru der größte davon. Heute ist er eine riesige, von wilden Gewässern durchzogene Basalthochebene, die an der Grenze zwischen Bonarcado und Santu Lussurgiu den wunderschönen Wasserfall Sos Molinos bilden. Unterirdische Wasserläufe treten in der Ortschaft San Leonardo im gleichnamigen Wald mit den klaren, mineralstoffreichen Quellen Siete Fuentes zutage. Die Gewässer des Montiferru speisen auch den Rio Salighes, einen ruhigen Fluss, der ein Phänomen zu bieten hat, das weltweit nur selten anzutreffen ist: Er stürzt vom Felsriff Cuglieri direkt ins Meer. Der Wasserfall heißt S’Istrampu de Capu Nieddu, ein tosendes Gefälle von 40 m, das noch beeindruckender ist, wenn man ihm vom Meer aus lauscht. Etwas südlicher, in der Provinz Medio Campidano, erhebt sich der Monte Linas mit den ältesten Felsen Europas, ein urzeitliches Land mit nur wenigen menschlichen Spuren, das von Hirschen, Füchsen und Wildschweinen bewohnt ist. Der Frieden seiner Wälder wird durch das Getöse von drei überwältigenden Wasserfällen „unterbrochen“: Sa Spendula spaltet wie eine Klinge den Wald, um es mit den Worten von D’Annunzio auszudrücken, Piscina Irgas stürzt 45 m tief in einen eigentümlichen, smaragdgrünen kleinen See und Muru Mannu, der zu den höchsten Sardiniens gehört, ist von einem spektakulären Naturschauspiel umgeben.
Der Flumendosa entspringt ungestüm den südlichen Ausläufern des Gennargentu. Als Bach, an der Grenze zwischen den Barbagie Seulo und Belvì, wird er von einer mit Frauenhaarfarn bedeckten, tropfenden Kalksteinwand gespeist und bildet kleine Strände und Naturbecken. Es ist die tropisch anmutende Landschaft von Sa Stiddiosa, die nicht so sehr ein Wasserfall, sondern vielmehr ein dichter Nieselregen ist, ein kontinuierliches Tröpfeln, dessen sardischer Name demnach auch „tropfend“ bedeutet. Unweit davon ein anderer einzigartiger Wasserfall, San Valentino, der den mittelalterlichen Ort Sadali durchquert. Das romantische Szenario setzt sich im nahen Wald zwischen diesem Ort und dem nahen Dorf Seulo fort, wo ein Fluss in die Grotten fließt, einen kleinen See bildet und sich nach 16 m Fallhöhe talwärts verliert. Dieser märchenhafte Ort wird als Su Stampu ‘e Su Turrunu bezeichnet. Auf dem gegenüberliegenden Berghang bildet der Rio Sarcidano in Nurallao die wilden Wasserfälle von Is Arinus und die eleganten, monumentalen Wasserfälle des Aymerich-Parks, nur unweit von der Altstadt von Laconi entfernt. Außerhalb des Dorfs spalten die Wasserfälle Bau Onu den Wald von Funtanamela, wo Wildpferde ihren natürlichen Lebensraum gefunden haben.
An den Osthängen des Gennargentu folgt eine Wasserlandschaft der anderen, die einander nie gleichen. Angefangen von den friedlichen Becken von Bau Mela, einer harmonischen Abfolge kleiner Kaskaden und Becken mit kristallklarem Wasser, die von glatten Felsen umgeben sind und sich zum blauen Himmel von Villanova Strisaili hin öffnen. Und dann die wilden Wasserfälle des Rio ‘e Forru, die die tiefe Schlucht von Pirincanes durchfurchen und talwärts im Kiesbett des Flusses Becken und Strände bilden. Nachdem man den Gennargentu hinter sich gelassen hat, stößt man auf die Tacchi d’Ogliastra; hier verbirgt der Niala-Wald das Becken von Su Tuvu Nieddu, eine Oase des Friedens inmitten von hohen tropfenden Felsen. Nur unweit davon, im Gebiet von Ulassai, liegen die imposantesten Wasserfälle der Insel, Lequarci e Lecorci, die mit ihrer 70 m Breite und 100 m Fallhöhe wirklich atemberaubend sind. Es ist Zeit, sich dem Meer zuzuwenden, wo der letzte Ausläufer des Monteferru auf die Seeküste von Gairo trifft. Hier stößt man auf die Piscina ‘e Cerbu, die von mediterranen Bäumen bedeckt ist, die ihr Schutz vor der Sonne bieten. Nur 10 Minuten von den Stränden von Coccorocci und Su Sirboni entfernt, taucht man in eine erfrischende Oase aus roten Porphyrbecken und glasklarem Wasser ein.
Von Zentralsardinien führt das Wegenetz bis zu den Gipfeln des Limbara-Massivs. Von dort oben schweift der Blick an klaren Tagen über die Tavolara und den Coghinas-See sowie bis zum Maddalena-Archipel und zur Asinara. Diese Wege sind bei Sportlern für Trekking, Wandern, Mountainbike und Canyoning in den Flüssen beliebt, die durch Schluchten und Felswände zum Tal fließen. Auf der Seite von Monti bilden sie die Becken S’Elighe, während der Rio Pisciaroni die Schlucht im Gebiet von Tempio Pausania durchfurcht und eine Reihe von in einen Wald mediterraner Macchia versunkenen kleinen Kaskaden und Granitbecken bildet. Wenn man sich der Küste Richtung San Teodoro nähert, stößt man auf den Monte Nieddu, ein Paradies für Schluchtenwanderer, die dem Lauf des Rio Pitrisconi inmitten von Schluchten und Sprüngen folgen. Aber es gibt nicht nur Wege für Experten, denn einige Abschnitte des Abstiegs sind ein ideales Übungsgelände für all jene, die den Nervenkitzel erleben möchten, den Bach zu beherrschen. Sollten Sie hingegen kein Sportfan sein, dann gibt es hier zahlreiche Naturbecken, in die Sie springen und darin baden können, das schönste davon ist Pitriolu.