Vom äußersten nord-westlichen Zipfel Sardiniens aus erstreckt sich Stintino in Richtung Asinara Nationalpark. Unmittelbar an der Nahtstelle entfaltet der Ort seine Meisterwerk, La Pelosa: kristallklares, Dutzende Meter weit seichtes Wasser, strahlend weißer, feinster Sand, strahlendes, ruhiges Meer in sämtlichen Blautönen. Neben der großen Schwester liegt der kleinere Pelosetta Strand, dessen Abschluss eine Insel mit einem hoch empor ragenden Aragonenturm (1578) bildet, der zugleich auch das Wahrzeichen der Pelosa darstellt. Von einer ‘Terrasse’ über dem ‘tropischen’ Strand eröffnet sich in 200 Metern Höhe ein einmaliges Panorama auf die Insel Piana und den unberührten, wilden Asinara Nationalpark: Stintino ist die nächstgelegene Bootsanlegestelle.
Die Stintino Gegend ist ein Landstreifen zwischen zwei Meeren. Im Westen das suggestive ‘äußere Meer’, mit hoher, zerklüfteter Küste sowie kleinen Sand- und Kiesbuchten: sie erstreckt sich vom unberührten Capo Falcone, an dem der höchste spanische Turm der Nurra steht und über dem Wander- und Königsfalken kreisen, über die Valle della Luna und Coscia di donna bis zur Cala del Vapore. Im Osten, innerhalb des Golfs, das ‘innere Meer: flache, geschützt liegende Küste, die sich vom Pelosa Strand über Ancora und die Klippen von Punta Negra bis hin zu den runden, weißen Kieseln von Le Saline und Ezzi Mannu erstreckt. Inmitten einer Naturoase mit Seen (Cesaraccio, Pilo), wo der rote Fischreiher, der Silberreiher sowie der Eisvogel beheimatet sind.
Ursprünglich war ein Fischerdorf, ähnlich wie Cala d’Oliva an der Asinara, das 1885 von den 45 ligurischen Familien gegründet wurde, als das Königreich Italien auf der Insel Lazarett und Strafkolonie ansiedelte und die Einwohner „umgesiedelt“ wurden. Das 1988 zur Gemeinde ernannte Dorf liegt an einer Landzunge zwischen zwei Buchten - isthintìni bedeutet ‘intestini’ (Eingeweide) - dem alten und dem neuen Hafen. Hier liegen unzählige Holzboote, sogenannte gozzi mit lateinischem Segel, deren ‘Hauptstadt’ Stintino ist. Seit 1983 wird hier eine berühmte Regatta ausgetragen. Die Geschichte des Ortes ist eng verknüpft mit der Fischerei und der Verarbeitung von Thunfisch: lebendig wird diese Geschichte im Museo delle Tonnare in der Thunfischfangstation ‘Saline’, die bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts in Betrieb war. Was früher die wirtschaftliche Lebensgrundlage des Ortes bildete, erzählt seit 2016 den modus vivendi von Stintino bei einem Rundgang durch Kammern (die auch die Thunfischnetze bilden), in denen es Geräte und Bilder im Original zu entdecken gibt. Nach dem Thunfischfang jetzt der Tourismus. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Ort beliebtes Ziel illustrer Familien aus Sassari wie Berlinguer und Segni. In den Sechziger Jahren stellte sich dann ein regelrechter Boom ein, in Zuge dessen an der Küste unzählige Touristenunterkünfte und Hotels entstanden. Zählt der Ort im Winter 1600 Einwohner, wird er im Sommer von Zehntausenden Touristen bevölkert. Fisch bildet die Basis der kulinarischen Tradition: Tintenfisch in Knoblauch und alla stintinese, Langustensuppe, Bottarga di Tonno (Thunfischrogen), Meeresfrüchte und fangfrischer Fisch werden überall in den Restaurants der kleinen Gassen des Orts zubereitet.